
Seven Drunken Nights im Konzerthaus Trossingen – Irische Lebensfreude und musikalisches Erbe
Das Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus verwandelte sich am gestrigen Abend in ein Stück Dublin: Zwischen irisch-trockenem Humor und melancholischer Nostalgie entfaltete sich mit Seven Drunken Nights – The Story of The Dubliners eine Hommage an jene Band, die den irischen Folk dereinst weltberühmt gemacht hat. Die Produktion gastierte im Rahmen ihrer Europa-Tournee in Trossingen und brachte die Energie, den Humor und die unverkennbare Musikalität der Dubliners auf die Bühne.
Das Konzept der Show ist einfach und wirkungsvoll: Die Atmosphäre von O’Donoghue’s Pub – dem legendären Ort, »an dem alles begann« – wird ins Bühnenlicht übertragen. Die Musiker:innen spielen dabei nicht die Dubliners, sondern feiern ihre Musik: unprätentiös, mitreißend und handwerklich exzellent. Zwischen den Liedern führt Ged Graham als Erzähler mit Anekdoten, Erinnerungen und trockenem Humor durch die wechselnden Jahrzehnte der irischen Musikgeschichte – ein Faden, der die Show zusammenhält und zugleich Raum für Emotion lässt, da auch die Geschichte der Dubliners nicht nur von goldenen Stunden geprägt war.
Musikalisch überzeugte der Abend durch mitreißend gespielte Klassiker wie »Seven Drunken Nights«, »The Wild Rover« oder »The Town I Love So Well«. Die Stimmen waren kraftvoll und erdig, jede einzelne voller individuellem Charakter, das Zusammenspiel von einer Natürlichkeit, die gerade im Folk so schwer zu erreichen ist. Besonders ein von allen Bandmitgliedern gesungenes A-cappella-Stück markierte einen Moment stiller Intensität, in dem die rohe Emotionalität irischer Volksmusik unmittelbar spürbar wurde. Schnell sprang die Energie auf das Publikum über – es wurde mitgesungen, mitgeklatscht, am Ende stand der ganze Saal.
Bei aller Begeisterung verlor der Abend allerdings nie so ganz das Schauspielhafte: Wer die raue Spontaneität der Original-Dubliners sucht, vermisst in dieser minutiös durchgeplanten Produktion, die auch mit reichlich Backingtracks arbeitet, vielleicht das Ungeplante, das Zufällige. Ein besonderes Extra bot das begleitende Whiskey-Tasting von Wivicanto aus Denkingen, das mit fein abgestimmten Drams die passende Brücke zwischen Musik, Geschichte und Lebensart schlug – ein raffinierter Akzent, der das Erlebnis abrundete und in der zweiten Konzerthälfte für spürbar ausgelassenere Stimmung sorgte, so dass sich auch das Trossinger Publikum noch traute, beim Klassiker Molly Malone zumindest im Refrain mitzusingen.
Wer irische Musik liebt, fand hier, mit Seven Drunken Nights eine lebendige, von Herzen kommende Hommage – und vielleicht ein kleines Stück Dublin mitten in Trossingen.
Adrian T. Brenneisen
Hier gibt es eine kleine Bilderserie zum Konzert:










