Die Wiedereröffnung des Konzertsaals der HfM Trossingen

Die Wiedereröffnung des Konzertsaals der HfM Trossingen - Volles Hochschulorchester

Vor der Feierlichen Wiedereröffnung war der Konzertsaal der Hochschule für Musik Trossingen ein ganzes Jahr für die umfangreichen Umbauarbeiten gesperrt. 12 Monate lang konnte der gesamte Gebäudetrakt nicht verwendet werden, wie es all die Jahrzehnte zuvor möglich gewesen war.
Damit fiel nicht nur eine der beliebtesten Stätten für Konzerte und Veranstaltungen der Hochschule weg, auch die im selben Gebäude befindlichen Räume für die Mitarbeiter und Studierenden konnten in diesem Zeitraum nicht betreten werden. Seien es die Proberäume, die größeren Unterrichts-Säle unter dem Konzertsaal oder die Räume für IT und Verwaltung – die Belegschaft musste ausweichen.

Die Engpässe, die in der Planung dadurch entstanden, waren nicht zu unterschätzen. Die Veranstaltungsplanung an der HfM bekam eine neue Dimension, da größere Ensembles trotz der Umbaumaßnahmen in voller Stärke proben mussten. Wo die Räumlichkeiten der Hochschule nicht ausreichten, mussten externe Möglichkeiten geschaffen werden. Die Raumbuchung bekam auch eine andere Form der Verbindlichkeit und alle Mitarbeitenden und Studierenden mussten zusammenhalten.

Dass es sich gelohnt hat, wurde bei der Wiedereröffnung des Konzertsaals am Samstag den 4. November deutlich:

Auf den ersten Blick fällt im Foyer zunächst der neue Anstrich auf. Gehen wir nun die unveränderten Treppen zum Eingang hinauf und betreten den Konzertsaal, scheint zunächst alles beim Alten zu sein. Mit dem ersten Atemzug durch die Nase bemerken wir jedoch den neuen Geruch: Es riecht anders, als es noch vor einem Jahr der Fall war. Der Geruch lässt erahnen, was gefühlt hinter den Kulissen stattgefunden hat und nicht zwangsläufig zu sehen ist.

Später am Abend klärt uns der leitende Architekt auf, was alles renoviert worden war:

Allen voran standen die umfangreichen Brandschutzmaßnahmen, die auf den Stand der Zeit gebracht werden mussten. Zwischen dem Saal und dem Foyer ist beispielsweise eine komplett neue Zwischenwand entstanden, die im Falle eines Brandes die Bereiche bestmöglich voneinander abschirmt, um der Ausbreitung eines Brandes Einhalt zu gebieten. Zudem wurden sämtliche Verkabelungen erneuert und die Lichttechnik komplett auf LED umgestellt.
Dabei war es eine große Herausforderung, die spezielle Akustikdecke des Saals und die Orgel, die nahezu eine ganze Seitenwand einnimmt, vor dem Staub und den Baumaßnahmen im Allgemeinen zu schützen.
Auch der höhenverstellbare vordere Teil der Bühne bekam, neben einer neuen Oberfläche, einen komplett neuen Mechanismus, sodass er nun auf verschiedenen Höhen stabil arretiert werden kann und somit eine Erweiterung der möglichen Bühnenszenarien bietet.

Zwischen den Akten: Performances und Installationen

Schon vor Beginn des Festkonzerts erleben wir im Foyer diverse Installationen des „Museum of a Future Past„, einer ungewöhnlichen Kooperation des Landeszentrums MUSIK-DESIGN-PERFORMANCE der HfM Trossingen mit dem renommierten Ensemble Recherche.
Das Projekt ist bereits in der Woche davor in Freiburg ausgestellt worden und durfte im Rahmen der Neueröffnung des Konzertsaals noch einmal ein neues Publikum begeistern.
Mit den Worten der HfM: „ein hybrides Projekt, ein kreatives Geräuscharchiv, eine performative Installation und ein begehbarer Klangraum.“

Ein besonderer Blickfang war für uns der aufgestellte Flügel ohne Deckel, über dessen Saiten das Ende eines transparenten Rohres mündete. Am oberen Ende des Rohres befand sich eine, ebenfalls transparente, Box aus Plexiglas, deren Deckel mit einem Schlitz versehen war, in das das Publikum im Vorbeigehen Münzen hineinwerfen konnte. Diese Münzen schlugen anschließend an verschiedenen Stellen auf den Saiten des Instruments auf und die dabei entstehenden Klänge wurden so zum Teil der Klangkulisse im Foyer.
Weiterhin fanden auch in der Pause zwischen den zwei Konzerthälften Performances und Installationen statt, die von einer Fusion elektronischer Musik mit Live-Instrumenten und skulpturell installativer Perkussion über synthetische und organische Vogelklänge bis hin zu hörbar gemachtem Tastsinn mit Natureindrücken reichten.

Vor Konzertbeginn und während der Pause sorgten Studierende am vierhändig gespielten Flügel im Konzertsaal für eine entspannte und gehobene Stimmung. Die Klaviertöne vermischten sie sich mit den Gesprächen der Anwesenden zu einer belebten Atmosphäre des gegenseitigen Austauschs.

Das Festkonzert zur Wiedereröffnung des Konzertsaals

Das Konzert begann mit einer Klangcollage für Orgel und zugespielter Elektronik, bei dem die neuen Lichter des Konzertsaals einen wunderschönen ersten Eindruck gaben. Die gesamte Orgel erstrahlte in einem tiefen Blau, während die Nische mit den Manualen, in der der Organist saß, in einem warmen Orange dagegen kontrastierte. Der Rest des Saales blieb fast unbeleuchtet bis auf eine faszinierende diffuse Beleuchtung zwischen den einzelnen Akustikmodulen der Konzertsaaldecke.
Direkt im Anschluss spielte das Hochschulorchester im Doppelten Holz gemeinsam mit 4 Horn-Solist:innen ein Konzertstück in F-Dur von Robert Schumann. Zum ersten Mal nach einem Jahr war wieder ein volles Orchester im Konzertsaal zu hören!

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung trat der Rektor der Musikhochschule auf die Bühne, begrüßte das Publikum und bedankte sich bei allen involvierten Parteien. Zudem interviewte er noch den leitenden Architekten und eine Vertreterin des Bauamtes. Prof. Ingo Dannhorn verlieh anschließend den DAAD-Preis an den jungen und überaus talentierten und engagierten Pianisten Jonas Šopa.

Preise und Finale

In der zweiten Hälfte des Konzerts verlieh Rektor Prof. Christian Fischer den HfM-Sonderpreis an Kevin Santana, der zuvor und auch anschließend in unterschiedlichen Besetzungen dem Publikum sein Können demonstrierte und mit feinfühligem und emotionalem Cellospiel begeisterte.

Abgerundet wurden die Beiträge durch das mächtige Finale der 3. Sinfonie in c-Moll op. 78 von Camille Saint-Saëns mit voller Orchesterbesetzung und der Orgel des Konzertsaals. Der anschließend tobende Applaus suchte seinesgleichen.

Im Foyer blieben anschließend noch einige Besucher:innen stehen, um den finalen Performances des „Museum of a Future Past“ zu lauschen, ehe sich die Zahl verkleinerte und der Abend gelungen zu Ende ging.

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