„Perfect Days“ – Details zum Film
Deutschland/Japan 2023
Drehbuch: Wim Wenders, Takuma Takasaki
Gewinner Cannes 2023 und Nominierung Oscar 2024
Nicht Routine, sondern Ritual
Regisseur Wim Wenders sieht mehr in der Routine, nämlich ein sinnstiftendes Ritual: „Routine ist das, was man aus dem Effeff kann und was einen langweilt und man kann’s auch im Schlaf und eigentlich ist es negativ beladen. Hirayama lebt einem vor, dass man Routine auch anders verstehen kann“, sagt Wenders und erläutert, „dass man Routine auch verstehen kann als das, was man jedes Mal neu tut und jedes Mal so gut wie möglich, so dass Routine auch so ein bisschen was von einem Ritual bekommt. Und das ist eigentlich eine schönere Art und Weise dieses Phänomen anzuschauen.“
Besonderes Handwerk in Japan: Kloputzen
Hirayama liebt Lou Reed. Die Kinks. Und er liebt seinen Job. Tagein, tagaus putzt er öffentliche Toiletten in Tokio. So sorgfältig, so hingebungsvoll, so rituell eben, dass es nicht nur über ihn selbst etwas verrät, sondern auch über sein Land und dessen Kultur, die Wenders liebt:“In Deutschland sind ja Handwerker nicht so angesehen. In Japan ist das umgekehrt. Ein guter Handwerker ist ein Held. Und unser Hirayama macht den Beruf des Toilettenputzens ein bisschen wie ein Handwerker. Er hat sich sogar ein Spiegelchen gebaut, damit da kein Tropfen kleben bleibt.“
Leben im Moment
Wenders begleitet seinen Protagonisten auf Schritt und Tritt. Schnell wird klar: Hinter dem vermeintlich schnöden Alltagstrott verbirgt sich mehr. Hirayama lebt, selbst in der Mittagspause, ganz für den Moment, blickt so aufmerksam in die Welt, dass er sich sogar für das Licht- und Blätterspiel des Baumes bedankt, dass er mit seiner kleinen Kamera immer wieder fotografiert.Regisseur Wim Wenders will seinen Film so verstanden wissen: „Ich hab‘ ein bisschen eine Utopie entworfen, aber eine, die nicht so ganz unrealistisch ist und außerdem recht bescheiden, es ist ja kein gewaltiges Modell. Er hebt auch nie den Zeigefinger und sagt: ‚Guckt mal, wie ich lebe.‘ Im Gegenteil. Er ist zufrieden, so wie er lebt und zeigt es einfach nur, dass man froh sein kann mit Dingen, die man wahrnimmt. Und er nimmt viel wahr. Er redet nicht viel, aber dafür sieht er sehr viel.“
Große Wendungen sucht man in „Perfect Days“ lange Zeit vergeblich. Es sind stets die kleinen Momente, die flüchtigen Begegnungen und Gesten, die den Film zu einem Erlebnis machen.
Hier geht es zum Film auf der Seite des Kommunalen Kinos.