Von Hohner-Musical bis Alte Tanten: Das Beste aus 30 Jahren Rififi kommt auf die Konzerthausbühne

Wenn Frank Golischewski in Trossingen eine Bühnenproduktion zur Aufführung bringt, stehen sie auf der Bühne: Das Ensemble Rififi ist seit 1996 fester Kern der hiesigen Stücke, eine eingespielte Truppe, die sich nach inzwischen 30 gemeinsamen Bühnenjahren blind aufeinander verlassen kann. „Je länger alle zusammenarbeiten, desto mehr Spaß macht es“ stellt Frank Golischewski fest. „Da gibt es einfach eine gemeinsame Wellenlänge.“ Das zeigt sich beispielsweise bei den beliebten „Alten Tanten“, wenn die Darsteller Vieles auf der Bühne einfach improvisieren. „Es kommt aber immer Lustiges dabei heraus.“

Zum Jubiläum am 19. und 20. Dezember dürfen sich die Gäste auf „einen Ritt durch 20 Jahre Bühnenproduktion“ freuen, so Golischewski, und damit gleichzeitig auf einen Streifzug durch Trossingens Stadtgeschichte. Die Krankenhaus-Satire „Romanze in Mull“ und die Künstlergeschichte „Häwelmanns Traumfahrten“ etwa wurden in den Ruinen des alten Hohner-Areals aufgeführt, das der Gemeinderat damals eigentlich abreißen lassen wollte. Um zu zeigen, was in den leerstehenden Gebäudekomplexen eigentlich möglich wäre, begannen Golischewski und mehrere Künstler-Freunde damit, das Areal für ihre Stücke zu nutzen.

Das Ensemble Rififi steht seit 30 Jahren gemeinsam hat der Bühne.

Das Ensemble Rif ifi steht seit 30 Jahren gemeinsam aufder Bühne.

 

Was mit dem Kesselhaustreiben begann, ging weiter mit der „Romanze in Mull“ im Bau L: „Wir haben den ganzen Bau als Krankenhaus gestaltet, mit dem Kreißsaal oben und der Bar als Medikamentenausgabe unten“, erinnert sich Frank Golischewski schmunzelnd. Für „Häwelmanns Traumfahrten“ ging das Team sogar noch weiter. Während die Künstler Häwelmanns Leben von Geburt bis Tod spielten, zog das Publikum mit ihnen von Raum zu Raum: Die Kindheit im Keller des Bau B, die Jugend im Innenhof, die erste Liebe im Bau L. Für’s Erwachsenendasein Häwelmanns ging es ins Kesselhaus. „Das hatten wir von Robert Benzing mit Bäumen und Büschen ausstatten lassen. Alles roch nach Wald“, erinnert sich Frank Golischewski. „Später sagte Ernst Burgbacher zu mir, das Stück sei der Wendepunkt gewesen, an dem dem Gemeinderat bewusst wurde, welches Potenzial das Hohner-Areal eigentlich hat.“ Und: „Man könnte schon sagen, dass ich viele Stücke vor allem auch geschrieben habe, um das Areal zu retten.“

Dass das Rififi-Jubiläum mit dem 65-jährigen Bestehen des Konzerthauses zusammenfällt, passt gut – den es werden viele Stücke aus dem Hohner-Musical zu hören sein, der größten Bühnenproduktion, die das Konzerthaus bis dato gesehen hat. Rund 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauer wollten das Musical in drei Staffeln von 2002 bis 2008 sehen. Das machte es auch erstmal in der Geschichte des Hauses notwendig, die Faltwand zum Kleinen Saal zu öffnen und die Saalkapazität auf rund 1000 Sitzplätze zu erweitern. „Damals wurde mir bewusst, dass es in der ganzen Region wahrscheinlich wenige Familien gibt, aus deren Kreis nicht irgendjemand mal bei Hohner gearbeitet hat“, sagt Golischewski. „Und alle wollten die Geschichte erfahren.“ Das Konzerthaus selbst – mit vollem Namen Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus – war 1960 zu einem großen Teil von Ernst Hohner mitfinanziert worden und galt als bedeutendste Klassik- und Gastspiel-Bühne zwischen Stuttgart und Bodensee. Alles, was im deutschsprachigen Raum zwischen Klassik und Unterhaltung auf der Bühne Rang und Namen hatte, gastierte im Trossinger Konzerthaus. Zeitgleich mit dem Bonner Beethoven-Haus, der Stuttgarter Liederhalle und der Berliner Philharmonie errichtet, zählt das Trossinger Konzerthaus zu den ersten deutschen Konzerthäusern, die nicht mehr als klassische rechteckige Säle konzipiert wurden, sondern halbrund um die Bühne angelegt sind.

Das Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus wurde 1960  erbaut.

Das Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus wurde 1960 erbaut.

Andere Bühnenproduktionen hatten mehr Pech als das Hohner-Musical. Ein Musical über Trossingens Plateosaurier namens „Neuneinhalb Knochen“ sollte damals vor dem Rathaus aufgeführt werden, doch Regenwetter machte den Künstlern einen Strich durch die Rechnung und sorgte für wenig Besucherandrang. „Die Songs haben aber überlebt und kommen nun auch auf die Bühne“, sagt Golischewski – gemeinsam mit vielen anderen wie „Feucht & Fröhlich e.V.“, das bis heute meistgespielte Bühnenstück in Mainz, sowie „Johannes Gutenberg. Das Musical“.

Auf der Bühne stehen neben Ilja Richter auch Alice Hoffmann (erste Hilde in der TV-Familie Heinz Becker), die Mainzer Ikone Margit Sponheimer, Hildegard Bachmann, Ulrike Neradt, ARD-Börsen-Guru Frank Lehmann, Fastnacht-Legenden Norbert Roth und Helmut Schlösser sowie das Ensemble Rififi mit Anika Neipp, Katharina Werwein, Wenche Jentoft, Maria Martinez, Arpitam Norbert Braun, Andreas Straub, Thomas Förster, Karl Koch, Ralf Sorg und Frank Golischewski und vielen mehr. Die Leitung hat Christian Seisel. „Was all das möglich machte, sind Christian Seisel und die großartigen Musiker aus dem Umfeld der Musikhochschule“, stellt Golischewski fest – und freut sich auf viele weitere gemeinsame Bühnenjahre.

Die Aufführungen finden am Freitag, 19. Dezember, um 15 und 19 Uhr statt sowie nochmals am Samstag, 20. Dezember, um 15 Uhr. 

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