

Selina Ott gewann 2018 mit nur 20 Jahren den 1. Preis in der Kategorie Solo-Trompete beim renommierten Internationalen ARD-Wettbewerb. Foto: Oliver Kendl
In Trossingen herrscht diese Woche jede Menge Weihnachtsstimmung: Während vor dem Rathaus der traditionelle Weihnachtsmarkt stattfindet, kann man am 11. Dezember im Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus die Stuttgarter Philharmoniker in einem abwechslungsreichen vorweihnachtlichen Programm mit zwei Solistinnen erleben. Der erste Programmteil präsentiert das Orchester in kleiner Besetzung mit der Star-Trompeterin Selina Ott und bietet Werke aus dem 18. Jahrhundert. Selina Ott gewann 2018 mit nur 20 Jahren den 1. Preis in der Kategorie Solo-Trompete beim renommierten Internationalen ARD-Wettbewerb, übrigens als erste Frau in der 70-jährigen Geschichte des Wettbewerbs.
Sie wird zwei Trompetenkonzerte mit den Philharmonikern spielen, eines von Leopold Mozart, dem Vater von Wolfgang Amadeus, aus dem Jahre 1762 und eine Bearbeitung eines Oboenkonzerts von Antonio Vivaldi.
Dazwischen erklingt das Concerto grosso op. 6 Nr. 8 mit dem Beinamen „Weihnachtskonzert“ des römischen Barockkomponisten Arcangelo Corelli. „Das Stück trägt diesen Namen, weil Corelli darin eine Pastorale, also eine Hirtenmusik integriert hat, also Musik derjenigen Menschen, die die ersten Besucher an der Krippe waren“, erläutert Albrecht Dürr, bei den Philharmonikern zuständig für Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit.
Im zweiten Programmteil nach der Konzertpause ist das Orchester in großer Besetzung zu erleben. Es spielt dann eine Instrumentalsuite aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck, die erstmals am 23.12.1893 aufgeführt wurde. „Übrigens sind wir sehr dankbar, dass die Stuttgarter Philharmoniker zum ersten Mal von dem brasilianischen Dirigenten Eduardo Strausser geleitet werden, weil die ursprünglich dafür vorgesehene Kalena Bovell leider absagen musste“, fügt Dürr hinzu.

Die Stuttgarter Philharmoniker werden zum ersten Mal von dem brasilianischen Dirigenten Eduardo Strausser geleitet. Foto: Charles Brooks
Hänsel und Gretel ist – nicht zuletzt dank des Lebkuchenhauses – ein beliebtes Weihnachtsmärchen, doch die Handlung von zwei Geschwistern, die ausgesetzt werden und an eine böse Hexe geraten, erscheint erstmal wenig feierlich. Warum sich die Philharmoniker dafür entschieden habe? „Diese Oper wird auch heute oft, noch vor allem in der Weihnachtszeit, aufgeführt, vermutlich, weil der Stoff auf ein Kindermärchen zurückgeht, das von den Gebrüdern Grimm aufgezeichnet wurde. Und Weihnachten ist nun mal das Fest der Kinder“, sagt Albrecht Dürr. Der Clou im Konzert der Philharmoniker: „Wir haben, da nun mal nur Instrumentalmusik erklingen kann, eine besondere Erzählerin dazu engagiert. Das Libretto, also das Textbuch der Oper, schrieb damals Humperdincks Schwester Adelheit Wette, die auch die ursprüngliche Idee hatte, das Märchen als Oper zu vertonen. Die Urenkelin von Adelheid Wette, Irmi Wette, wird im Konzert aus dem Briefwechsel zwischen Humperdinck und Adelheid Wette und natürlich aus dem Operntext selbst lesen, und so der Orchestermusik die inhaltlichen Bezüge zur Märchenhandlung und ihrer Entstehung mitgeben.“
Für die Stuttgarter Philharmoniker ist Trossingen beinahe schon ein Heimspiel: Die Musiker waren schon oft im Konzerthaus zu Gast. „Ich habe mal nachgeforscht. Das erste Konzert der Stuttgarter Philharmoniker, das ich gefunden habe, war 1989, aber ich vermute, dass das Orchester schon sehr viel früher in Trossingen war“, berichtet Dürr. „Wir kommen immer wieder gerne nach Trossingen, wo wir auf ein verständiges und begeisterungsfähiges Publikum treffen und auf eine bewährte Gastfreundschaft. Nebenbei gesagt werden wir als Orchester der Landeshauptstadt zu gleichen Teilen von der Stadt Stuttgart und vom Land Baden-Württemberg finanziert, und daher sehen wir uns auch in der Pflicht, immer wieder Konzerte im ganzen Land zu spielen.“